Wenn meine Teilnehmerinnen einen Schreib-Workshop bei mir besuchen, sind sie auch daran interessiert, ihren Text mit anderen zu teilen, um den Text auszuprobieren, ein Feedback zu erhalten und ihn zu verbessern.
Ich achte darauf, dass dafür bestimmte Regeln gelten. Meiner Erfahrung nach, kann man nicht davon ausgehen, dass jeder der schreibt, auch weiß wie ein konstruktives Feedback aussehen kann.
Diese Regeln stelle ich, je nachdem wie ich die Gruppe einschätze, unterschiedlich zusammen. Schon mit den Basics kann es gelingen konstruktive Kritik zu geben und zu empfangen.
Der Feedback-Geber
Um was ich immer bitte:
?spreche per ICH
?vermeide Generalisierungen.
?nicht mit der Psyche des Autors beschäftigen
?der Text wird besprochen, nicht der Auto
?der Autor wird nicht beschränkt
? Feedback enthält keine Bewertungen.
? Wertenden Aussagen wie „die Stelle fand ich schön“ oder „den Satz fand ich blöd“ etc. genügen nicht. Diese sind nur mit der Beantwortung der Frage erlaubt: Wie kommt die Wirkung zustande?
? Nur was begründet werden kann, darf auch thematisiert werden.
? Ratschläge sind okay, wenn ich in meiner Rolle dazu eingeladen werde, zum Beispiel als Dozentin, Lektorin usw oder vom Feedback Nehmer darum gebeten werde.
? Die Kunst besteht darin, dem Autor die Augen zu öffnen für das, was geschrieben wurde, und nicht darin, zu sagen, wie er schreiben muss.
Schaut unter einer bestimmten Fragestellung nach der Wirkung des Textes.
? Fesselt euch die Geschichte von Anfang an?
? Werden alle Sinne bedient? Riechen, sehen, hören, tasten schmecken?
? Stimmt die Syntax eines Satzes?
? Passt die Sprache zur Zeit, zum Stoff, zur Figur?
? Ist die Figurendarstellung stereotyp?
❤️ Zeigt uns der Autor die Gefühle des Protagonisten / der Protagonistin oder behauptet er sie nur?
? Wie viele subjektive, behauptende Adjektive (herrlich, wild, artig, usw.) sind enthalten?
? Welche objektive, zeichnende Adjektive (groß, kalt, schwer, dunkel usw), die das Beschriebene sinnlich erfassbar machen, werden verwendet?
? Sucht Euch einen Aspekt aus, auf den ihr Euch konzentrieren möchtet.
Dies ist nur eine Auswahl an möglichen Fragen. Die Fragen lassen sich je nach Thema der Workshops erweitern und nach den Fähigkeiten des Feedback Gebers variieren.
Wichtige Voraussetzung beim Feedback Nehmer:
Ich gestehe der klugen und genauen Kritik die Fähigkeit zu, den Text weiterzuentwickeln.
Der Feedback Nehmer kann nicht einfach bitten: Sag was zu meinem Text. Damit ist jeder überfordert – Geber und Nehmer.
? Bittet um das Feedback zu einer bestimmten Fragestellung.
? Er bleibt während der Diskussion stumm und kann am Ende eine kurze Stellungnahme zum Gesagten abgeben, aber nicht den eigenen Text erklären.
? Feedback ist ein Geschenk. Am Ende entscheidet jeder selbst, was er davon annehmen möchte.