Mittendrin im Reality-TV: Mein Schreibworkshop für „Dirty Words“ von Joyn

Am 24.07.2023 erhielt ich eine Nachricht, die mein Leben für einen Moment auf den Kopf stellen sollte. Die Redaktionsassistentin der Redseven Entertainment GmbH kontaktierte mich – und anfangs hielt ich die Nachricht für einen Scherz. Doch weit gefehlt: „Als eine der erfolgreichsten deutschen Produktionsfirmen stehen wir für qualitativ hochwertigen und plattformunabhängigen Content, immer mit dem Ziel, unsere Zuschauer:innen zu begeistern.“

Ich las weiter und freute mich über eine spannende Anfrage: „Wir haben ein aufregendes neues Fernsehformat mit dem Arbeitstitel ‚Dirty Words‘ entwickelt. Vier prominente Frauen sollen darin eine Erotik-Novel schreiben. Als Autorin des Buches Dirty Writing sind Sie in unseren Augen die ideale Expertin, um die Damen zu unterstützen.“ Drehort: Berlin. Die Spannung wuchs. Nach einem ausführlichen Treffen im digitalen Raum, in dem ich meine Vorschläge präsentieren konnte, bekam ich den Auftrag.  

Geheime Identitäten und intensive Vorbereitungen

Die Identität der Teilnehmerinnen blieb erst einmal geheim. Bis zur offiziellen Ankündigung durch den Streamingdienst Joyn sollte alles unter Verschluss bleiben. Die Namen bekam ich erst kurz vor dem Dreh und auch nur telefonisch. Natürlich googelte ich die Namen und sah mir die Instagram-Profile der Promi-Frauen an.

Die Teilnehmerinnen waren hochkarätig:

  • Giulia Siegel (geb. 1974), DJ, Moderatorin und bekannt aus zahlreichen Reality-TV-Formaten, zuletzt als Teilnehmerin in „Legenden des Dschungelcamps 2024“.
  • Arielle Rippegather, 1990 als Marco Rippegather geboren, 2017 noch als Mann in „DSDS“ und heute eine prominente Transgender-Persönlichkeit.
  • Linda Nobat (geb. 1995), ein bekanntes Model und Reality-TV-Gesicht. 2024 war sie in „Beauty & The Nerd“
  • Edith Stehfest (geb. 1995), Sängerin und Schauspielerin, die offen über ihre bisexuelle Orientierung und die Fetisch-Szene spricht. Mit ihrem Mann Eric war sie Gast im „Sommerhaus der Stars 2023“
Edith Stehfest; Giulia Siegel; Linda Nobat und Arielle Rippegarther vor dem Dreh von Dirty Words von Joyn
Arielle Rippegarther, Giulia Siegel, Edith Stehfest und Linda Nobat

Ein Drehtag voller Herausforderungen

Kurz vor dem Drehtag passierte das Unglück: Ich stürzte und zog mir einen Bänderriss am Sprunggelenk zu. Glücklicherweise war keine Operation nötig, aber die Schmerzen und die notwendige Orthese machten den Weg nach Berlin zu einer besonderen Herausforderung.

Doch als ich den Drehort – das Appartement – betrat, war dies alles vergessen.

Apartment - Drehort von DIRTY WORDS für JOYN

Vor dem eigentlichen Dreh, der mit einer kleinen Verzögerung startete, hatte ich mehrere Anweisungen erhalten:

  • keine Kennenlernrunde, die Frauen werden im Vorspann bereits vorgestellt
  • nicht direkt in die Kamera schauen
  • die Frauen untereinander ins Gespräch bringen

Meinen Workshop begann ich mit dem Satz: „Die meisten haben Sex, die wenigsten schreiben darüber!“

Ines Witka beim Dreh von "Dirty Words" für Joyn

Der Workshop: Erotik und Authentizität vor laufender Kamera

Mein Workshop enthielt mehrere Übungen, die darauf abzielten, die Frauen in das erotische Schreiben einzuführen. Zunächst erhielten sie ihre Arbeitsmaterialien:

  • Polaroidkameras
  • Notizbücher
  • Sinneskarten
  • schöne Stifte
Nützliche Werkzeuge: Sinneskarten, Schreibratgeber DIRTY WRITING von Ines Witka, Notizbücher

Mit der Kamera sollten sie wichtige Momente aufnehmen, in die Notizbücher laufend ihre Eindrücke notieren, und zwar so aktuell wie möglich, und die Sinneskarten beim Schreiben nutzen, um sich selbst daran zu erinnern beim Schreiben Hören, Riechen, Tasten, Schmecken, Sehen in verschiedenen Kombinationen anzusprechen.

Giulia Siegel, Edith Stehfest und Linda Nobat mit Sinneskarten

Als erstes arbeiteten wir mit einem ABCDarium – eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, Wörter zu sammeln, die mit der eigenen Sexualität in Verbindung stehen. Arielle war zunächst skeptisch, doch die anderen Frauen stürzten sich eifrig auf die Aufgabe. Schnell wurde klar, wie intim und zugleich öffentlich dieser Workshop war – schließlich liefen die ganze Zeit Kameras.

Arielle Rippegarther, Giulia Siegel und Linda Nobat
Arielle Rippegarther, Giulia Siegel und Linda Nobat

Ich bewunderte ihren Mut, im Anschluß ihre Wörter preis zu geben. In der ersten Folge der Serie ‚Dirty Words‘ könnt ihr sehen und hören, wie Edith, Giulia und Linda ihre Schlagwörter vorlesen und Arielle darüber staunt, wie viel sie geschrieben hatten. Anschließend diskutierten wir darüber, was sich aus den Wörtern für eine Figur ergeben könnte. Ediths Figur war in der Fetischwelt zuhause. Giulia hatte viele verschiedenen Begriffe notiert und die anderen vermuteten, dass sie bereits viel ausprobiert hatte. Linda hingegen hatte eher eine genussfreudig, jedoch zurückhaltende Figur im Sinn.

Wie eine Reality-TV-Folge entsteht

Für diejenigen, die sich fragen, wie eine solche Reality-TV-Folge entsteht: Der gesamte Workshop wird über mehrere Stunden hinweg aufgezeichnet, wobei die Kameras ununterbrochen laufen. Später wird das Material zu einer kompakten Episode zusammengeschnitten, in der die spannendsten und emotionalsten Momente im Vordergrund stehen. Zusätzlich zu den Szenen aus dem Workshop wurden die Frauen auch einzeln interviewt, um ihre Eindrücke und Meinungen zu teilen. Auch ich wurde zu meiner Einschätzung der Teilnehmerinnen befragt.

Ines Witka im Interview in "Dirty Words" von Joyn

Diese Interviews dienen dazu, den Zuschauer einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt der Beteiligten zu geben und die Dynamik zwischen den Frauen zu verdeutlichen. Die Zusammenschnitte aus den Workshop-Szenen und den Interviews erzeugen eine spannende und unterhaltsame Episode, die sowohl die Herausforderungen als auch die persönlichen Entwicklungen der Frauen in den Vordergrund stellt. Wenn du also die Folge siehst und dies hier liest, ergeben sich Unterschiede. Die Übung mit den Postkarten findet sich zum Beispiel nicht in der Folge.

Wertvolle Techniken für das Schreiben von Erotik

Als Nächstes sollten die Frauen eine Figur anhand von Postkarten entwickeln. Die Karten zeigten verschiedene Frauen in unterschiedlichen Outfits und Posen. Arielle fand sofort eine Figur „geil“ und begann, ihre Gedanken dazu zu formulieren. Es war eine Übung, die zeigte, wie visuelle Reize die Vorstellungskraft beeinflussen und wie sie dies nun in Worte übersetzten könnten, um so den Leserinnen und Lesern genau dieses Gefühl zu vermitteln.

Nun führte ich die Sinneskarten ein – ein wertvolles Werkzeug, um Szenen lebendiger und sinnlicher zu gestalten. Gemeinsam diskutierten wir darüber, wie man Hindernisse und unterschiedliche Erwartungen in erotische Geschichten einbauen kann, um Spannung zu erzeugen.

Die Frauen zeigten großes Interesse daran, ihre Geschichten mit diesen neuen Techniken anzureichern.

Zum Abschied überreichte ich ihnen meinen Schreibratgeber Dirty Writing, damit sie auch nach dem Workshop weiter an ihren Fähigkeiten arbeiten können.

Giulia Siegel; Linda Nobat und Arielle Rippegarther

Fazit: Ein erfolgreicher Workshop mit bleibenden Eindrücken

Dieser Tag war eine besondere Erfahrung, die mir wieder zeigte, wie kraftvoll und befreiend das Schreiben über Erotik sein kann – selbst vor den neugierigen Augen der Kameras.

Zum Finale war ich nochmals am Set, um zu sehen, wie sich die Frauen entwickelt hatten. Es war großartig zu beobachten, dass viele meiner Tipps und Techniken Einzug in ihre Geschichten gefunden hatten. Darüber wird es einen weiteren Blogeintrag geben.