Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke lädt jedes Jahr zu den LOVE BITES ins Grande Opera, einem Fetischclub mit Anspruch, ein. Dort kann man an Clubabenden seine sexuellen Wünsche ausleben, indem man sich an ein Holzkreuz, versehen mit Eisenringen für Handgelenke und Knöchel, fixieren lässt oder sich auf einen Gynäkologenstuhl wagt, oder, oder, oder. Das überlasse ich jetzt eurer Fantasie. An manchen Abenden gibt es Programm: Erotic Dance Play & Culture.
Burlesque Tanz und heiße Texte
Ich war also als Vertreterin der erotischen Kultur zu einer Revue geladen. Burlesque Tanz und Gesang von Bana Banal Rodriguez und Elsie Marley wechselten sich mit Lesungen ab. Kali Drische las Kurzgeschichten aus “Neulich im Schrank. Körper, Sex und andere Widrigkeiten”, Kat DelaKat las einer ihrer Texte aus dem neuen „Heimlichen Auge.“ Ich las aus meinem Roman “Perle um Perle.” Alle Bücher – klar – sind im Konkursbuchverlag erschienen.
In „Perle um Perle“ kommt ebenfalls ein Sex-Club namens Silver Lounge vor. Margarete wird diesen Club besuchen. »Was mich überhaupt dorthin zieht«, sagte sie, »ist eine Art Kabine, wie sie oft an der
Adria zu finden ist. Diese kleinen, schmalen Holzhäuser am Strand. Manchmal haben sie ein spitzes Dach. Das fehlt der in dem Club, sie ist auch nicht so verwittert und alt. Eigentlich ist sie ganz anders, sie ist rosa lackiert, in die Seitenwände sind Schlitze geschnitten. In unterschiedlicher Höhe hängen schwarze Handschuhe. Sie sind an der Holzwand befestigt, wenn du sie überstreifst, greifst du in die Kabine hinein, verstehst du?«
Diese Szene habe ich in dem Club gelesen, dessen Einrichtung nicht so weit entfernt, von meinem literarischen war, zumindest was die Bar, die Kerzenhalter und die Spielmöglichkeiten betraf. Ich habe diesen Ausschnitt noch an keinem anderen Ort gelesen.
In den Pausen kommt man ins Gespräch, signiert Bücher, trinkt einen Gin Tonic. Die Besucher sind entspannt, eine interessante Mischung aus Bücherfreunden und Stammgästen, die die Gelegenheit zum frivolen Ausgehen nutzen. Die Frauen tragen Korsetts, die Männer Lederhosen. Überraschend, was
einem so erzählt wird an Sexabenteuern und Wünschen. „Ich finde dich ganz toll“, sagte eine Frau zu mir, „wie du auf der Bühne wirkst, aber deine Texte sind mir zu intellektuell, zu wenig dreckig. Ja, ich brauche es schmutzig, damit es mich erreicht.“
Doch die Kabine, die Margarete betritt, um sich von Fremden berühren zu lassen, hatte es einigen Besuchern angetan. Der Besitzer vom Grande Opera sagte, dass er darüber nachdenke, wie sich die Idee realisieren lassen könnte.
Das fände ich schon toll, wenn sich so Realität durch Fiktion bereichert.