Guten Sex zu haben ist nicht schwer, darüber schreiben sehr …

Gute erotische Beschreibungen sind schwer zu schreiben, auch renommierten Schriftstellern gelingen sie nicht immer. Englischsprachige Autoren erhalten schon mal den Bad Sex in Fiction Award, der seit 1993 von der Literaturzeitschrift Literary Review für schlechten fiktiven Sex vergeben wird. Damit soll die Aufmerksamkeit auf »krude, geschmacklose, oft oberflächlich gebrauchte, redundante Passagen von sexuellen Beschreibungen in zeitgenössischen Romanen« gelenkt werden, »um davor abzuschrecken.«

Ich persönlich fände es toll, diesen Preis zu erhalten, denn wie beschrieben, bekommen ihn namhafte Autoren, denen in ansonsten achtbaren Romanen, die Sexszene nicht gelungen ist. Somit ist es eine Anerkennung auf der Shortlist aufgeführt zu sein.

Der ‚Bad Sex in Fiction Award‘ für 2016 ging an Erri de Luca u. a. für dem Satz: “Mein Körper war ihr Schaltknüppel”. Die „Süddeutsche“ stellt den Sieger und die Finalisten vor. Das Ganze ist noch mit einer feinen Bildstrecke versehen. Wer also Lust hat sich fortzubilden, bitte hier klicken: http://www.sueddeutsche.de

Der ehemalige „The Smiths“-Sänger Morrisseys hat ihn 2015 für „List of the Lost“ gewonnen. Ausschlaggebend waren Passagen über das Liebespaar Eliza und Ezra, die sich „zusammengerollt in einem kichernden Schneeball vollschlanker Kopulation“  befanden. Wer sonst noch unter den Kandidaten war: http://www.sueddeutsche.de

2014 wird der nigerianische Autor Nen Okri ausgezeichnet. „Als seine Hand ihren Nippel streifte, wurde ein Schalter umgelegt und sie war wie erleuchtet. …“

2013 geht der Preis an den Autor Manil Suri für die Sexszene in seinem dritten Roman „The City of Devi“

Mumbai, die indische Megacity, wird von einer Atombombe bedroht. Die Ausgangsperre wird von den drei Hauptfiguren, dem Physiker Karun, seiner Frau Sarita, und Jaz, einem jungen schwulen Muslim für einen Dreier genutzt: Der Höhepunkt der Szene liest sich, laut http://www.spiegel.de in etwa so:

„Mit Sicherheit explodieren in diesem Moment irgendwo in einer fernen Galaxie Supernovas. Die Hütte um uns herum verschwindet, zusammen mit dem Meer und dem Sand – nur noch Karuns Körper, fest verschlungen mit meinem, verbleibt. Wir rasen wie Superhelden vorbei an Sonnen und Sonnensystemen, wir tauchen durch Schwärme von Quarks und Atomkernen. Die Statistiker dieser Welt jubilieren angesichts unseres bahnbrechenden vierten Sterns.“

2012 hat die heikle Auszeichnung die 60-jährige, vielfach ausgezeichnete kanadisch-französische Schriftstellerin Nancy Huston für ihren Roman Infrared erhalten. Unter den Preisträgern war sie erst die dritte Frau. 2013 bekam ihn wieder ein Mann: Manil Suri beschrieb in The City of Devi einen Dreier, den die Jury entsetzlich und damit preiswürdig fand.

Dem US-Schriftsteller David Guterson wurde 2011 der Preis für Ed King, einer Ödipus-Geschichte, verliehen. Unter anderem warf ihm die Jury die Verwendung von sexuellen Metaphern wie »Familienjuwelen« und »Hintertür« vor.

2010 bekam den Award Rowan Somerville, unter anderem für den Satz: »Wie ein Lepidopterologe (Schmetterlingsforscher), der ein harthäutiges Insekt mit einer zu stumpfen Nadel aufspießt, schraubte er sich in sie.«

2009 wurde Jonathan Littell für sein Buch Die Wohlgesinnten (The Kindly Ones) ausgezeichnet. Sätze wie »Ich kam plötzlich. Es war ein Stoß, als ob jemand das Innere meines Kopfes mit einem Löffel auskratzen würde wie ein weichgekochtes Ei« gaben den Ausschlag.

2008 war die Preisträgerin Rachel Johnson, unter anderem für diese Passage aus ihrem Roman Shire Hell: »JMs Hände streicheln meine Brüste, jetzt, und ich darf seine Küsse erwidern, aber nur für einen Augenblick, da er mich unterbricht, um jeder Brust die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihr gebührt. Und während er mit seinem Mund knabbert und zieht, finden seine Hände meinen Busch, und mit leichten Fingern flattert er dort umher, als sei er eine Motte, die in einem Lampenschirm gefangen ist.«

2007 bekam ihn (posthum) der Amerikaner Norman Mailer. In seinem Roman Das Schloss im Wald bezeichnete er den Penis als »stoßenden Kolben«.

2006 wurde der Preis an Iain Hollingshead für Sexpassagen in Twenty Something verliehen: »Und dann bin ich in ihr, und alles ist strahlend weiß, und wir verlieren uns in einem Aufruhr von Grunzen und Quieken, unzusammenhängende Bilder blitzen auf, Explosionen von Millionen kleiner Partikel.«

Wenn ihr eure Schreibe in Bezug auf Sex und Erotik verbessern wollt, dann habe ich einen Tipp für Euch: holt euch mein Mitmachbuch und lasst euch durch die Übungen treiben.
„Dirty Writing. Vom Schreiben schamloser Texte: Ein Übungs- und Inspirationsbuch“
Taschenbuch, 12,90 Euro,  256 Seiten, konkursbuch Verlag Claudia Gehrke

Schreibt direkt hinein. Damit ihr euch vorstellen könnt, wie das geht, hier ein paar Seiten daraus.