Die Magie der Ausstattung

Für Ignatz Steinfels’ Wunderkammer, den Ausstellungsort für seine einzigartige Sammlung von Erotika, war ich immer auf der Suche nach dem Besonderen.

Mit was habe ich sie gefüllt? Da gibt es einiges zu entdecken an Liebesartefakten, Gemälden und Möbeln.

Ein Sofa möchte ich Euch vorstellen, sein Name: Tête-à-tête. Das ist ein zweisitziges Sofa mit einer besonderen Form, die sich aus seiner Funktion heraus entwickelt hat: dem vertraulichen Gespräch.

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Tête à tête kommt aus dem Französischen und heißt Kopf an Kopf. Daraus wurde dann die Bedeutung: unter vier Augen; vertraulich und daraus wiederum: die intime Verabredung.

Für so ein vertrautes Gespräch kann man einfach zwei Sessel in spiegelverkehrter Sitzrichtung nebeneinander stellen. Um diese Gesprächssituation gezielt zu fördern, entwickelte man das Sofa, dessen Lehne wie ein S geformt ist und dessen Sitzpolster in den inneren Rundungen liegen.

In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts waren sie in den französischen und englischen Salons populär, da sie zur lockeren Konversation einluden. In England kannte man es unter dem Namen Confidant (confidant – der Vertraute | die Vertraute).

Als Margarete zum ersten Mal darauf Platz nimmt, erkennt sie den besonderen Reiz des Möbels: »Durch die Gestaltung der Rückenlehne und die sich daraus ergebende Anordnung der Sitzflächen saßen sie so versetzt nebeneinander, dass sie sich in die Augen blicken konnten, ohne die Köpfe verdrehen zu müssen. Also größtmögliche Nähe bei gleichzeitiger Distanz durch die Armlehne, die zwischen ihnen wie eine Grenze verlief. Es bestand keine Gefahr, dass ihre Körper sich berührten. Auch konnte sie, ohne unhöflich zu wirken, den Blickkontakt mit ihm vermeiden, indem sie sich nicht so weit zuwandte, wie die Sitzfläche es vorgab. Beunruhigt spürte sie dennoch die unterschwellige Kraft der Intimität, die gerade durch die Trennung geschaffen wurde.«

Herzlichst Eure Ines Witka