Carolin tauchte die Hände in Mehl, fühlte, wie weich es war. Sie schlug ein Ei darauf. Mit seiner schlüpfrigen Konsistenz drohte es zu entwischen. Die letzten Tage, das Nachdenken über Sexualität und Erotik und das gemeinsame Erleben mit Frieder, hatte sie für die feinsten Empfindungen sensibilisiert, wie die Körnigkeit des Zuckers im Kontrast zur Weichheit des Mehls. Sie vermengte alles mit Butter. Den Teig zu kneten war angenehm, eine Massage für die Hände. Die Ausstecherformen – Vulva, Penis und Klitoris erhöhten ihre Freude am Kekse backen. Carolin dekorierte sie mit Perlen und Zuckermandeln, Schokolade und Zuckerguss.
Nach dem liebevollen Verzieren waren die kleinen Teile so verschieden wie reale Vorbilder.
Das Ergebnis: verführerisch und süß, eine wahre Sinneslust für Auge und Nase. Sie freute sich auf den Knabberspaß mit Frieder und wie sie die Vulven und Penisse mit Zärtlichkeit und Respekt verzehren würden.
Mit Schrecken dachte sie an eine Party zurück, auf der ein Gast Witze gerissen hatte. Sie wurden immer zotiger und endeten bei dem fischelnden Geruch von Frauen. Diese Art von Witze ließ sie nie gleichgültig. Gleichzeitig mit ihr waren alle anwesenden Frauen erstarrt. Wie sie das hasste, dieses hämische, frauenfeindliche, getarnt als »alles nur Spaß«. Es hatte ihr damals die Kehle zugeschnürt. Frieder hatte sie in den Arm genommen. Gesagt hatte niemand etwas.
Wenn es heute noch mal ein Mann wagen würde in ihrer Anwesenheit mit diesen herabwürdigenden eine-muschi-riecht-nicht-gut – Witzen zu punkten, würde sie nicht mehr die Klappe halten. Sie würde tief Luft holen und sagen: »Wer mit der Großartigkeit von Frauen nicht zurechtkommt, hackt auf ihnen rum.«
Carolin vertrieb die Gedanken und freute sich, dass immer mehr Frauen ganz andere Begriffe für ihr Geschlecht fanden: Tor zum Paradies, Honigtopf, Zuckerdose, Blume, Pflaume, Schnecke, Saftmöschen oder Kätzchen. Kätzchen, so nannte Frieder ihr Geschlecht. Was ihr gut gefiel und wenn Frieder zu ruppig mit ihm umging, sagte sie schon mal: »Pass auf, sonst faucht das Kätzchen.«
Wie es mit Carolin und Frieder weiter geht?
Das nächste Türchen wird es verraten. Macht (jugendfrei) mit, gern auch mit Lyrik. Dafür habt ihr drei Möglichkeiten: direkt hier im Kommentar, auf Instagram unter #allesanderealsbrav oder auf facebook in den Kommentaren.