Am Morgen verschlief Frieder sein Lauftraining. Was ihn zu der Aussage veranlasste, dass – egal was im Kalender wäre – heute Abend das Laufen Vorrang habe.
»Ein Buch?«, fragte er erstaunt als er ›Theater der Lust – Mut‹ in der Hand hielt.
»Ich wollte Dir heute Abend vorlesen. Daraus wird dann wohl nichts. Ich schick Dir nur ein paar Zeilen daraus, ja?«
Zerstreut nickte er und ging.
Das Handy, das griffbereit auf der Schreibtischplatte lag, vibrierte. Es riss ihn aus seinen Gedanken über den Ablauf der Konferenz, die er morgen leiten sollte. Auf dem Display blinkte Carolins Name.
Er las: ›Du setzt dich vor mich, hältst mir das kühle Glas der Flasche an die Wange und siehst mir in die Augen. Sie sind voller Erregung, dunkel vor Verlangen. Gleich werde ich etwas Gewagtes und Aufregendes erleben.‹
Eigentlich sollte er sich ein paar Stichworte zur Eröffnungsrede machen, doch seine Neugier war stärker. So tippte er ›???‹ und drückte auf Senden.
Carolins Antwort kam prompt: ›Langsam wickelst du die Goldfolie vom Korken, ziehst diese sorgfältig vom Flaschenhals ab, prüfst mit den Fingern, ob alles entfernt ist. Mit dem Daumen hältst du den Korken in der Flasche. Abgestützt auf die Ellenbogen, meinen Oberkörper leicht zurückgelehnt öffne ich meine angezogenen Beine …‹
Wie zum Teufel kam sie darauf? Das waren doch nicht ihre Worte? Ihre Gedanken? Das Buch! Sie zitierte! Dennoch: Er spürte wie ihm die Hitze ins Gesicht schoss und nicht nur da hin.
Er tippte wieder drei ›???‹ Und Senden!
›Du schüttelst die Flasche, hältst die Flüssigkeit mit dem Daumen in der Flasche und platzierst sie geschickt zwischen meinen Oberschenkeln.‹
Sein ganzer Körper fing Feuer, das was er sich nun vorstellte, konnte sie sich nicht wünschen. Nicht Carolin. Oder doch?
Er brauchte irgendetwas um seine Gedanken von den Bildern abzulenken, die sich in seinem Kopf formten – Laufen, da half nur Laufen.
Und ob er überhaupt richtig lag, wird er wohl erst morgen erfahren, wenn er Tür 5 öffnete.
Völlig verschwitzt kam er kurz nach 22Uhr zur Türe herein. Die Kühle der Nacht hatte ihm freche Gedanken in seinen Kopf geschwemmt. Er fühlte sich nach dem Laufen nun überraschend enthemmt. Nein, richtig befreit sogar.
„Schatz, ich gehe noch kurz duschen, dann komm ich zu Dir unter die Decke.“
Carolin, die mit einem der alten Klassiker von Phoebe Müller schon im Bett lag, raunzte ein halbwaches „OK“ in Richtung der halboffenen Zimmertüre.
Keine zehn Minuten später erschien Frieder wie frisch aus dem Lustolymp geschlüpft im Türrahmen. In der einen Hand einen Piccolo, in der anderen sein Geschenk von gestern. Er setzte sich nackt auf die Bettkante.
„Ich hab es gerade unter der Dusche ausprobiert. Es hat seine Aufgabe mit Bravour gemeistert. Noch ist mein Geschenk darin ganz frisch!“
Mit diesen Worten öffnete er den Piccolo und goß die Hälfe in das Spielgerät. Er reichte es Carolin.
„Auf uns, Babe. Prost“