Alles andere als brav – Kalendertür 15

Frieder schlug vor, ein Wellness-Bad zu besuchen. So unternahmen sie einen Ausflug in den Schwarzwald. Carolin war begeistert von dem maurischen Dampfbad mit den blauen und orangefarbenen Kacheln, von den Dampfschwaden und davon wie sie sich gegenseitig die Haut mit grobkörnigem Salz abrieben, das dafür in kleinen Schalen bereitstand. So vorbereitet, nur mit einem dünnen Leinentuch um die Hüften, betraten sie das türkische Badehaus.

Ein Springbrunnen plätscherte, und ein Masseur verteilte mit einer Art Pinsel Seife auf den Körpern und massierte sie abwechselnd. Danach zwinkerte er Frieder verschwörerisch zu, die nächste Stunde seien sie ungestört. Sie ruhten auf einem Wasserbett, über ihnen wölbte sich ein Baldachin. Da holte Frieder die Massagekerze aus seiner Bademanteltasche und zündete sie an. Sie sahen zu, wie die Flamme das Wachs schmelzen ließ, sahen zu, wie er das Gefäß mit der Flamme über Carolins Bauch hielt, wie die Flüssigkeit herauslief und mit einem leisen Plopp auf der Haut landete. Sie zuckte zusammen, lächelte und sagte: »WOW!«

Als er die warme Flüssigkeit auf dem Busen verteile, keuchte sie auf, biss sich auf die Lippen, um im nächsten Moment zu lächeln. Ab da erkannte Frieder seine Frau, mit der er seit acht Jahre zusammen war nicht wieder. Er wusste, dass es nicht wirklich wehtat, nur ein bisschen. Doch ihre Reaktion darauf war etwas Neues und wie sie sich an ihn klammerte, war ein tolles Gefühl. Doch hier wollten und konnten sie nicht zur Sache kommen. Das war auch nicht das Ziel gewesen, sondern Genuss schenken, Sinnlichkeit  wecken, sich beschenken – nicht übereinanderherfallen. Und doch wusste er, dass er sie heute Nacht haben musste.

Am anderen Morgen summte Carolin an ihrem Arbeitsplatz vergnügt vor sich hin. Das Experiment stimmte sie froh, euphorisierte sie und sorgte darüber hinaus für eine schimmernd schöne Haut. Ihre Kollegin Katja fragte, wie sie das mache. Sie würde jeden Tag schöner. Da konnte sie nur einen Tipp geben: Sex macht schön!

Macht (jugendfrei) mit, gern auch mit Lyrik. Dafür habt ihr drei Möglichkeiten: direkt hier im Kommentar, auf Instagram unter #allesanderealsbrav oder auf facebook in den Kommentaren.

Ein Gedanke zu „Alles andere als brav – Kalendertür 15

  1. Markus Koch

    Frieder kam (ebenfalls) quietschfidel zur Arbeit. Noch vollkommen beglückt von dem schönen, lustvollen Wochenende, dass er erlebt hatte, nahm er sich nun vor, reineren Tisch zu machen. Die neue Lust an Dominanz ließ ihn eine Kraft in sich spüren, die zugleich Wagemut aufkommen ließ.
    Nicht länger wollte er Verstecken spielen. Nicht länger der brave Frieder sein. Er spürte die faulen Kompromisse, die ihm wie ein Bleijoch auf den Schultern lag.
    Ob es der Erziehung geschuldet war, dem, was das „Dorf un die Nachbarn“ halt so machen, oder einfach dem Abenteuerweg Leben, egal.
    Die Frauen sollten voneinander wissen. Diese Woche würde er es erwähnen.

    Am Abend zwackte er sich noch eine halbe Stunde für sich ab und fuhr in den schönen Erotikladen in der Stadt. Er hatte das Gefühl, literarische Unterstützung könnte ihm gut bekommen. Vielleicht gab es ja Bücher mit Erfahrungsberichten zu 3er Beziehungen oder Polyamorie. Vielleicht auch über erwachende Dominanz. Er war einfach entflammt, das spürte er.

    „Maskenballerina, Liebe im Clan, Lendenfrust und Herzenslust, Warum Hengste laut nießen und Stuten nicht schweigen wollen, …“, die Auswahl war überraschend groß.
    Plötzlich fiel ihm ein Buch in die Hand, dass ihn fibrieren liess. Dunkles Cover, eine verschwommene weibliche Lichtgestalt in weiß-schwarzem Nonnengewand darauf, von den Füßen bis zum Bauch in Flammen stehend. Das Feuer züngelte dabei schon bis zu den Brüsten hoch.“

    Etwas verschämt zahlte er sein kleines Geheimnis und machte sich mit doppelter Freude auf den Heimweg.
    Was für ein schöner Wochenbeginn.

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