Carolin begann in das Buch „Theater der Lust – Mut“ hineinzulesen: „Das klingt verrückt, absolut verrückt, was da steht. ‚Attraktive Darstellerin für experimentelle Bühnenperformance gesucht. Rufen Sie an.‘
Natürlich wäre so ein Angebot nicht weiter auffallend, würde es in der Rubrik Beruf & Karriere stehen. Dort steht es aber nicht, sondern unter Liebe & Triebe. Die klare Typografie soll dem Aufruf wohl einen seriösen Anstrich geben. Doch die dazugehörenden tanzenden schwarzen Silhouetten sprechen eine andere Sprache. Noch verrückter ist, dass die Darstellungen mein Herz schneller schlagen lassen.“
Dann übersprang Carolin ein paar Seiten und las, dass diese Viktoria offensichtlich Nachholbedarf hat – an Zuspruch, Abwechslung und: Sex.
Genau wie sie, Carolin. Auch diese Viktoria tat etwas Verrücktes. Sie unterschrieb einen Vertrag bei „Liliths Secret Theatre“ und betrat eine Welt voller Sinnlichkeit, Lust und Nervenkitzel.
„Oho“, dachte Carolin, „das will ich mit meinem Adventskalender auch erreichen.“
Hastig las sie weiter und erfuhr, dass das Ensemble von „Liliths Secret Theatre“ Hingabe und Unterwerfung, Verführung und Herrschaft szenisch verhandelte.
Schon war sie entschlossen das Buch zu kaufen, um daraus Frieder vorzulesen. Als sie las, dass Viktoria auf der Bühne Sex mit mehreren Schauspielern und mit einer Art Fick-Maschine hat, klappte Carolin das Buch erschrocken zu.
Frau Blum fragte neugierig nach, was Carolin so erschreckt habe.
„Naja, das mit der Maschine und diesem Fürsten.“
„Ahh, verstehe. Wenn man das Buch quer liest, erschließt sich diese Szene nicht sofort. Es ist eine Fantasie von Viktoria. Lesen Sie mal das Kapitel von ‚François Jugnots Handschuhe‘. Das ist so sinnlich, verführerisch und vor allem könnten Sie so etwas mit ihrem Mann erleben. Die nötigen Kleinigkeiten dazu haben Sie alle im Kalender.“
Carolin schaute auf die Uhr. „Ich muss zurück zu Arbeit. Doch wenn Sie das Buch empfehlen, dann nehme ich es mit.“
Mit einer riesigen Tüte verließ sie den Laden.