Bei einem erotischen Roman erwartet der Leser vielleicht gleich auf der ersten Seite eine Sexszene. Doch ich bin überzeugt davon, dass man sich nur für die Sexualität einer Person interessiert, egal ob in der Literatur oder im Leben, wenn man sich für die Person interessiert oder wenn man schon ein wenig vertraut mit ihr ist. Wenn uns der Mensch fasziniert, im Guten oder im Bösen, dann fühlen wir mit. Ansonsten zucke ich selbst bei der ausgefallensten Spielart einfach nur die Schulter und denke, na und?
Außerdem geht es bei der Erotik eher um die spielerische Reizung der Sinne, da zerrt man sich nicht gleich die Kleider vom Leib, sondern verführt mit Andeutungen, mit wohl dosierten Enthüllungen. So wie ich euch langsam in die Welt von Margarete und Ignatz locke. Folgt mir.
Die besten Liebesszenen vermitteln nicht ausschließlich, was geschieht, sondern beantworten auch die Frage nach dem Charakter. Folgerichtig ist die erste erotische Szene im Roman eine ruhige, die Margaretes Unsicherheit verrät.
Allmählich wird sie mutiger, lässt sich auf gewagte Abenteuer ein, und ich bin gespannt, ob ihr der Entwicklung von Margarete folgt und sagt, ja, das würde ich auch gern einmal erleben.
Auch wenn viele bei Buch & Sex an die SM-Welt von Christian Grey und Anastasia Steele denken, haben Margarete Henner und Ignatz Steinfels andere Obsessionen. Auf devot und dominant haben sie nicht die geringste Lust. Wer also bei erotischer Literatur an Dominanz und Unterwerfung denkt, wer nur von Sexszene zu Sexszene blättern will und von heißem Sex mit wahrhaftigen Kerlen lesen will, wird hier enttäuscht werden. Wer aber andere Sehnsüchte entdecken und über erotische Begierden lesen will, die gerade nicht „Mainstream“ sind, dessen Leselust wird befriedigt.
Herzlichst
Ines Witka