Alles andere als brav – Kalendertür 10

Frieder war verreist gewesen und hatte am 9. Dezember kein Türchen geöffnet. Dafür war heute etwas drin, was ihn überraschte. »Verrät der Kalender heimliche Fantasien von dir?«

Carolin spürte, wie sie rot wurde. »Ich habe in ›Theater der Lust‹ eine Passage gelesen … wie aufregend es sein kann gefesselt zu sein. Ja, ich will Liebe und Lust in allen Spielarten ausprobieren. Gefesselt werden verlangt sicher Vertrauen. Und dir, Frieder, vertraue ich. Ich wollte sie schon im Bett nutzen. Doch da alles außerhalb vom Schlafzimmer stattfinden soll …«

»Es wird mir was einfallen«, sagte Frieder und gemeinsam verließen sie die Wohnung.

Am Abend lud er Carolin auf die Eisbahn ein. Eine wahre Herausforderung für sie. Eine Freizeitbeschäftigung, vor der sie sich fürchtete. Das Eis zu glatt, das Stehen auf Schlittschuhen zu wackelig, die anderen Läufer zu schnell, die Läuferinnen zu anmutig.

Sie beobachtete die Menschen, die über das Eis kurvten. Eltern mit ihren Kindern, Jugendliche, Paare wie Frieder und sie. Alle wirkten fröhlich und unbeschwert.

»Wie war das mit dem Vertrauen?«, fragte Frieder, nachdem Carolin zögerte, die Schlittschuhe anzuziehen, die er mittlerweile geholt hatte. Nun konnte sie schlecht ›Nein‹ sagen.

»Was hat das mit dem Geschenk zu tun?«  

»Gib mir deine Hand.« Er legte ein Lederband um ihr Handgelenk, das andere um seines.

Nach ein paar wackligen Versuchen, bei denen er sie mit einer Hand im Rücken unterstützte und auffing, wenn sie zu stürzen drohte, lief es ganz gut. Da griff er erneut nach ihrer Hand und verband die beiden Armbänder über den Karabinerhaken miteinander.

Wie zwei frisch verliebte Teenager glitten Carolin und Frieder zu Süßer die Glocken nie klingen nebeneinander über das Eis. Verbunden über weiche Fesseln.

Der Kalender veränderte sie, das war mit jedem weiteren Päckchen und der damit verbundenen Aufgabe spürbar. Die Kufen knirschten auf dem Eis. Winterzauber!