Spaziergänge in verschneiter Winterlandschaft, zauberhaft kuschelige Adventsabende, festlich geschmückte Märkte und der Duft von heißen Maronen – für viele ist der Winter die schönste Zeit des Jahres. Genauso wie für die Heldinnen in diesen sieben Kurzgeschichten, die alle auf ganz eigene Art die sinnlichen Facetten dieser magischen Jahreszeit entdecken.
Melanie lässt sich von einem Fremden zu einem Weihnachtsmenü mit Extras einladen. Vanessa entdeckt die Reize der Liebeskugeln auf langen Autofahrten. Carolin genießt mit ihrem Mann Frieder den Advent mit einem verführerischen Kalender.
Eva entflieht dem Weihnachtsstress mit einer außergewöhnlichen Verabredung. Bea verwandelt die Agentur in eine Waldlichtung und beschert dem Inhaber eine mystisch-wilde Jagd.
Wie willst du den Winter verbringen?
Mein Vorschlag: Abends eine der erotischen Weihnachtsgeschichten für Erwachsene lesen und so selbst eine sinnliche Winterzeit genießen. Oder deinem Liebsten, deiner Liebsten Abend für Abend eine der Geschichten vorlesen und euch gemeinsame prickende Stunden schenken.
Die letzte der Geschichten weist über den Winter hinaus und verrät, wie die ersten Frühlingsblumen eine sinnliche Intimität erzeugen.
Viel Vergnügen!
Ines Witka
Schneeschmelze
Sinnliche Geschichten für kalte Winternächte
148 Seiten, Paperback
ISBN 9783759256751 im Buchhandel
Preis 9,99 EUR (D)
Auch als E-Book: 3,99 EUR ... bei Amazon bestellen
Coverfoto: © Vince Voltage
- Wie bist du auf die Idee gekommen, einen erotische Adventskalender in »Liebeskugeln, Lichterketten und Lametta« als zentrales Motiv zu verwenden?
- Ein solcher Kalender ist ein spannendes und im Winter ein passendes Geschenk, das gut in den Lifestyle moderner Paare passt. Doch wie viele der Geschenke bleiben ungenutzt? Frieder und Carolin schließen einen Pakt: »Damit es nicht in der Schublade verschwindet, öffnest du am Morgen eine Schachtel, und egal was drin ist, bis Mitternacht muss eingelöst sein.«
»Klingt vielversprechend«, sagte Frieder. »Wenn du bereit bist, alles außerhalb vom Schlafzimmer zu zelebrieren, nehme ich die Herausforderung an.«
Textprobe aus "Schneeschmelze" von Ines Witka
Liebeskugeln, Lichterketten und Lametta
»Hey, wie geht´s?«, fragte Babsi. Sie stand mit einer Tasse Cappuccino in der Kaffee-Ecke des Verwaltungsgebäudes des Klinikums. Babsi und Carolin kannten sich seit dem Studium und waren sich hier wieder begegnet. Die Jura-Studenten gingen damals gern zum Feiern auf den Campus der Medien-Studenten, denn sie hatten definitiv die besseren Feste. Babsi hatte damals halb belustig, halb, bewundernd über das Jurastudium hergezogen. Sie selbst hatte Event-Management studiert. Nun war sie für den Kulturbereich im Klinikum zuständig und organisierte Nachmittage mit Musik und Lesungen. Für die Wände im Café am Park fand sie interessante Künstler und Künstlerinnen. Auch hatte sie ein kleines Mitmachprogramm organisiert, das vom heilsamen Singen bis zum gemeinsamen Handarbeiten reichte. Das Klinikum verfügte nicht nur über fünf sektorübergreifend arbeitende Kliniken mit insgesamt über siebenhundert Betten und einen großen, gepflegten Park, sondern auch über einen sehr schönen Veranstaltungssaal.
Carolin drückte die Taste für den doppelten Espresso. Die dunkelbraune Flüssigkeit floss duftend heiß auf die weiße aufgeschäumte Milch und färbte sie schokoladenbraun.
Vorsichtig trug sie die volle Tasse zum Stehtisch direkt vor das bodentiefe Fenster, das einen herrlichen Blick auf den Park freigab. Zwischen beschneiten Bäumen schlängelten sich vom Schneematsch grau gefärbte Wege. In den Ästen hingen bereits überdimensionierte Weihnachtskugeln in Rot und Gold. Auf den im Winter trostlos aussehenden Blumeninseln standen Rentiere mit Schlitten, überdimensionierte rotweiße Zuckerstangen und Schneemänner. Dank LED-Technik leuchteten sie in den Abendstunden und boten den Patienten ein wenig Weihnachtsstimmung. Auf dem Stehtisch stand schon ein mit Goldstaub besprühter Blumentopf, auf dem ein geflochtener Kranz aus Weide und Stroh lag, mit Tannenzapfen beklebt. In der Mitte lag als Krönung eine silberne Weihnachtskugel. Solche Töpfe waren im ganzen Haus verteilt. Nur die Farben der Kugeln variierte. Es war erstaunlich, wie hoch der Schwund am Ende des Jahres war.
»Wie findest du Adventskalender?«, fragte Carolin.
»Ich mag die Weihnachtszeit – leider zu sehr.« Babsi schlug sich auf die Hüften. »Jedes Jahr kommen da ein bis zwei Kilo auf mein Hüftgold und bleiben dann bedauerlicherweise auch.« Sie lachte. »Was meinst du, wie viele Weihnachten werde ich noch einigermaßen schlank erleben? Ich bin jetzt zweiunddreißig und die Lebenserwartung von Frauen liegt aktuell bei vierundachtzig Jahren.« Es zeigte sich eine kleine Denkfalte zwischen ihren Augenbrauen. »Das wären zweiundfünfzig Kilo Gewichtszunahme, bis ich sterbe.«
Als Antwort schob Carolin ihr die Hälfte ihres mit Bitterschokolade überzogenen handtellergroßen Lebkuchens hin, von dem sie gerade ein Stück abgebissen hatte.
»Ansonsten finde ich Kalender immer eine gute Idee«, plauderte Babsi in leichtem weiter. »Früher habe ich mir viel Mühe gegeben. Einmal habe ich Lars ein paar Handschellen mit reingeschmuggelt. Nur einmal hatten sie einen Einsatz. Seitdem liegen sie nutzlos in der Schublade.« Sie seufzte. »Nach ein paar Jahren lässt der Eifer eben in vielerlei Hinsicht nach. Ich mache Lars dieses Jahr einen Bier-Kalender. So ändern sich die Zeiten. Es gibt doch den Craftbier-Laden in der Schönhauser Allee. Da werde ich schon vierundzwanzig verschiedene Sorten finden.«
»Ich will Frieder auch einen Kalender machen.« Carolin schaute sich um. Zwei Kollegen standen ein paar Meter entfernt, ansonsten war die Kaffee-Ecke leer. Sie schob Babsi ihre Liste hinüber.
»Klassenstreberin!«, sagte sie und lächelte ein bisschen, um dem Wort die Schärfe zu nehmen. »Oha, da hast du dir ja was Spezielles vorgenommen. Sexspielzeug im Advent! Kann es sein, dass du das mit dem ›Fest der Liebe‹ zu wörtlich nimmst?«
»Anscheinend freuen sich Männer darüber.«
»Männer ganz allgemein oder Frieder?«
»Das wird sich zeigen«, wich sie aus, da sie die Antwort selbst nicht kannte. »Nun ist die Frage, wo ich all das herbekomme. Ich will nicht online bestellen. Schließlich entscheiden auch die Form und der Geruch, ob ich das Produkt an mich ranlassen will. Aber ich will auch nicht in einen Laden mit dunkelroten Vorhängen und schummriges Licht gehen. Ich hatte gehofft, dass du …«
»… was weißt. Ja, klar. Es gibt da einen Laden, geführt von Zwillingsschwestern, sie nennen sich Love-Sisters. Sie haben sogar vegane Sextoys. Frei nach dem Motto: Für den eigenen Körper nur das Beste.«
[...]
»Du nimmst mich auf den Arm.«
»Nein. Wenn ich es dir sage.«
»Vegan?«
»Vegan und chemiefrei, ich schwöre! Schließlich will die Kundschaft, die ihre Eier vom Ökohof holt, die Portion Chemie nicht über das Gleitgel in den Körper lassen. Öko ist schließlich eine Lebenseinstellung. Wer Schuhe und Gürtel aus veganem Leder trägt, macht auch bei den Peitschen keine Kompromisse.«
Carolin lachte. »Und der Süßen damit den Hintern zu versohlen, gilt dann als fair gehandelter Öko-Sex?«
»Hüstel, hüstel, wer sagt denn, dass es immer die Frau sein muss, die den devoten Part genießt?« Babsi schaute Carolin gespielt streng an. »Wo schlägt da dein feministisches Herz?«
Carolin wurde tatsächlich rot.
»Wobei, das mit der Chemie ist wohl gar nicht so ohne. Für Sexprodukte gilt keine Verordnung bezüglich der Inhaltsstoffe, ebenso wie es lange keine Einschränkung bei den Weichmachern für Kinderspielzeug gab. Ohh wie grausam, stell dir mal vor, mitten im tollsten Liebesspiel, erleidest du plötzlich eine allergische Reaktion in deiner Muschi. Nein danke, darauf kann ich gut verzichten und gebe lieber etwas mehr aus.«
»Okay, ja, verstehe, genauso denke ich auch.«
Babsi studierte mittlerweile die Liste für den Kalender. »Was ist los bei euch? Flaute im Bett? Ich dachte, ihr seid das Traumpaar schlechthin. Du hast mir doch erzählt, dass ihr nicht mehr verhütet, weil ihr ein Baby möchtet.«
Carolin zuckte innerlich zusammen. Damit hatte Babsi einen wunden Punkt getroffen. Sie wollte unbedingt Kinder, schließlich war sie über dreißig, saß beruflich fest im Sattel, Frieder auch. Die Wohnung war groß genug und sie hatten auch darauf geachtet, dass Kindergarten und Schulen in der Nähe waren. Ihre wildesten Zeiten hatten sie hinter sich, sie waren erwachsen geworden. Langsam könnte eine Familie aus ihnen werden. Es gab nur ein Problem: Sie hatten keinen Sex mehr. Ob es da einen Zusammenhang gab? Hatte Frieder kalte Füße bekommen? Nein, nicht Frieder, wehrte sie diesen Gedanken gleich wieder ab. Er hatte eben gerade nicht so viel Lust. Kein großes Ding daraus machen, war ihre Devise gewesen. Doch jetzt wollte sie alles, von dem sie je geträumt hatte, in den Kalender packen und damit ihr Sexleben wieder anschieben, damit der Schnellste von Frieders kleinen Schwimmern endlich ihre Eizelle fand. Unabhängig davon, dass sie Sex mochte, war dies ein wichtiger Grund für den Kalender. Ob Frieder gleich bemerken würde, welche Absicht hinter ihrem Kalender-Geschenk steckte?
»Ihr habt doch darüber gesprochen?«
»Klar! Wir sind uns einig, dass es der richtige Zeitpunkt ist.«
»Wozu dann das ganze Zeug?«
»Es ist ein heikles Thema.«
»Aha! Ihr seid also nicht jede Nacht damit beschäftigt, fabelhafte Babys zu machen und du willst das ändern?«
»Frieder sagt, er freue sich auf die Schwangerschaft, da wären die Frauen oft sehr sinnlich, hätten große Brüste und so.«
»Woher will er denn das wissen?«
»Wer weiß? Vielleicht steht so was nun in den Männerzeitschriften? Schließlich gehen diese auch mit der Zeit. Früher gaben sie Tipps, wie man eine Frau ins Bett kriegt und heute, wie man mit ihr umgeht, wenn man sie darin hat.«
»Statt work hard, play hard wird jetzt achtsam geliebt und meditiert?« Babsi leckte den Milchschaum von ihrem Löffel. »Ich kann dir jedenfalls zur Vorbereitung ein Yoni-Ei aus Rosenquarz empfehlen. Stein der Weisen war gestern – heute suchen wir das Wundermittel für den exorbitanten alles aus den Angeln hebenden Sex.« Babsi lachte schallend. »Rosenquarz soll eine aphrodisierende Wirkung haben. Ob es daran liegt? Keine Ahnung. Auf jeden Fall steigert dieses verdammte Ei die Lust. Definitiv. Ich trage es gerade. Gleichzeitig ist das mein heimliches Work-out.« Schon begann sie auf- und niederzuhüpfen. Als sie den Hampelmann klatschte, sahen die beiden Kollegen irritiert zu ihnen hinüber.
»