Maske im Wandel der Zeit

Aus aktuellem Anlasse ein paar Gedanken zur Geschichte der Maske.
Die ersten Masken kamen bei rituellen Zeremonien zum Einsatz. Sie diente der Verehrung der Götter. Der Mensch verwandelte sich durch sie.

In der Antike entwickelte sich aus der religiösen Maske die Theatermaske. Sie charakterisierte leicht verständlich eine bestimmte Figur. Diese Art der Maskierung wurde in der italienischen Renaissance durch die Commedia dell’ arte in alle europäischen Länder getragen.

So fand die Theatermaske Eingang in die höfische Festkultur. Der Maskenball wurde ein beliebter Zeitvertreib des Adels. In Venedig war es während des Karnevals, von Oktober bis zur Fastenzeit, und während vieler anderer Feste gestattet, sich zu maskieren, selbst auf der Straße. Die Maskerade diente dem amourösen Vergnügen. Die TrägerInnen waren viel mehr bereit, sich auf amouröses Abenteuer einzulassen. Sie schlüpften aus ihrer Persönlichkeit heraus und nahmen eine andere Rolle an. Napoleon Bonaparte verbot das Maskieren und beendete damit die fast zwei Jahrhunderte dauernde gesellschaftliche Freiheit im Schutz der Maske.

»Die Masken und Kostüme ließen jeden Menschen noch attraktiver und
geheimnisvoller erscheinen.«
Zitat aus DIE NACHT DER MASKEN

Als die Psychoanalyse erfunden wurde, zerfiel der Mensch in »ich« und »es«. Damit bekam die Maske eine weitere Dimension. Nämlich die Frage nach der Identität und dem Zweiten Gesicht.

»Hier können die Leute einfach ihre gesellschaftliche Maske fallen lassen, sie tauschen sie gegen eine venezianische oder andere ein und gewinnen die Freiheit, eine Nacht lang sie selbst zu sein.« Zitat aus DIE NACHT DER MASKEN

Schnitzlers Traumnovelle

Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Fridolin, Hauptperson in Arthur Schnitzlers Traumnovelle, beobachtet auf einer rätselhaften Orgie maskentragende Frauen und ist dabei selbst durch eine Maske geschützt: »… und Frauen standen unbeweglich da, […] schwarze Spitzenlarven über dem Antlitz, aber sonst völlig nackt. Fridolins Augen irrten durstig von üppigen zu schlanken, von zarten zu prangend erblühten Gestalten; – und daß jede dieser Unverhüllten doch ein Geheimnis blieb und aus den schwarzen Masken als unlöslichste Rätsel große Augen zu ihm herüberstrahlten, das wandelte ihm die unsägliche Lust des Schauens in eine fast unerträgliche Qual des Verlangens. So wie ihm erging es wohl auch den anderen.«

Stanley Kubricks Film Eyes Wide Shut

Aus Stanley Kubricks Film Eyes Wide Shut ist eine ähnliche Szene bekannt. Der Film beruht auf Schnitzlers Novelle. Kubrick hat die Handlung nach New York am Ende des 20. Jahrhunderts verlegt. Der Arzt Bill Harford erschleicht sich Zutritt zu einem Maskenball und wird Zeuge eines Rituals: Zwölf Frauen stehen in schwarzen Umhängen im Kreis um einen Hohepriester. Auf ein Zeichen von ihm lassen sie die Capes fallen und stehen, nur mit einer venezianischen Maske bekleidet, da. Die Mitglieder des geheimen Zirkels und die maskierten Frauen finden sich zu Paaren zusammen. Die Identität der Besucher wird weder in der Traumnovelle noch im Film enthüllt, reich und mächtig sollen sie sein.

Mehr Abenteuer findet ihr in dem schön bebilderten Buch: DIE NACHT DER MASKEN

Geheimnisvolle Gestalten treffen sich auf einem Schloss in einem schönen Ambiente. Dort nutzen sie die Faszination der Maske, die ihr innewohnende Magie, um sich zu verwandeln und Illusionen zu schaffen. Das Paradoxe dabei ist, dass sie Masken tragen, um sich zu verbergen, doch gleichzeitig offenbaren sie dadurch ihre Wünsche.

»Eine Maske zu tragen, fand ich ziemlich scharf. Du weißt, dass dich keiner erkennt, du kannst dich einfach treiben lassen. Dann erlebst du Momente, die du sonst nie zulassen würdest.«

»Wenn wir hier sind, schlüpfen wir in eine Rolle, die wir genießen und ausleben möchten. Von so etwas hätte ich früher nicht einmal zu träumen gewagt. «

»Unsere Masken hatten wir tatsächlich die ganze Nacht aufbehalten, nicht weil wir nicht erkannt werden wollten, sondern weil wir es so viel geheimnisvoller und erotischer fanden.«

Zitate aus DIE NACHT DER MASKEN – WAHRE GESCHICHTEN ÜBER DIE EXCLUSIVSTE EROTIKPARTY DER WELT

Maske und ihre Wirkung auf die Psyche

Masken haben einen starken Einfluss auf Interaktion und auf die Psyche. Sie beeinflussen das Verhalten. Bei der Augenmaske bleiben die Augen als Tor zu unserer Seele und der Mund, um Zeichen zu setzten. Auf den Bällen der höfischen Gesellschaft und den Motto-Partys der Neuzeit ist die Augenmaske erotisch besetzt. Interaktionen mit der Maske erhöhen den sinnlichen Austausch. Sie machen die Trägerin, den Träger mysteriös. Unter Umständen verhindert sie, dass die wahre Identität erkannt wird, was in diesem Kontext als hilfreich angesehen wird.

Wir tragen die Maske heute als Mund-Nasenschutz um uns und andere zu schützen. Die Maske zu tragen gibt einem eine gewisse gesundheitliche Sicherheit. Verunsichert uns jedoch auch. Der im erotischen Kontext erwünschte Effekt, dass einige Konventionen fallen mögen, verkehrt sich beim Mund-Nasenschutz ins Bedrohliche. Wir hoffen, dass die Konventionen aufrechterhalten bleiben. Wir sind unter Umständen auch am Rätseln, wer sich hinter der Maske verbirgt. Mit dem Aufdruck auf dem Mund-Nasenschutz senden wir Signale – Fische, Kussmund, Totenkopf, Grimassen von freundlich bis furchteinflößend.

Was macht die Maske heute mit uns? Mit Dir?
Wie verändert Dich das Tragen der Maske?

Ein Gedanke zu „Maske im Wandel der Zeit

  1. Robert Thomsen

    Das Drama der Maske als Mund und Nasenschutz des Schützens vor über Atem ausgeschiedenen Körperflüssigkeiten ist ein Hohn. Es ist die Verhöhnung des Lächeln, die Verhinderung von Kommunikation aus einer nicht nachvollziehbaren Angst vor einer Ansteckung mit einem Virus wo zwei Meter Abstand das verhindern können und mich das flirtende Lächeln berühren könnte. Die Maske der Beginn des Zeitalters der Lustlosigkeit. Ich habe fertig!!!!!

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